Die Herkunft der Familie von der Recke
entnommen aus der Familiengeschichte von 1975:

Ursprünge

Die einzelnen Linien:

Ursprünge
Die Von der Recke "seien mit dem Carolo Magno, der Frank genandt, und primo Germanorum Imperatorem iuxta Christianum Matthiae in suo theatro Historico Theoretico et practico Fol. 523 aus Frankreich in Teutschlandt anno circiter a nato Christo 772 gekommen, wie dan ein solches zeiget Johan von der Reck, Herr zu Dreensteinfurth in seinem mit selbst Handen geschriebenen Lehenbuch, und darinnen ad longum inserirt, on den Zahl ungefehr 60 designirte Kayss.- und heyligen Römischen Reichs Manns-Heessen und Steinfurth Afterlehne. Allwohl Er diesen ursprung deren von der Reck auss Frankreich auss diesen ursachen vermeldet, dass sie nemblich von Allerhöchst gemeldeten König Carolo mit führung einer Cron auff ihren Hoch-Adlichen Helm begnadiget worden, dass auch zur zeith des Caroli Magni die von der Reck im hohen ansehen und respect gewesen, zeiget in der Beyer'schen Chronik ex Aventino Lib. 4, Fol. 33-Joannes Jacobus Spadelius in suo speculo Juridico politico Historico variae obs. Fol. 1075, alwoh er schreibet, dass zur zeith des Caroli Magni einer von der Reck gelebet, so ein Herr genannd, und mitt einen solchen praedicato von Männiglichen dahzumahlen intituliert worden, dass sonsten dieses Hoch Adliches Geschlecht gantz uhralt und schon im Jahr Nach Christi gebuhrt 966 in teutschland bereitz berühmet gewesen, lehret mit mehreren das zu Francfurth Anno 1579 cum caesario privilegio in offener Trucke gegebenes Turnier Buch, worinnen zu lessen, dass auff dem Fünfften turnier, so Anno 966 von Margraffen Ludolphen/von Saxen- und Herren zu Braunssweich öffentlich in der Stadt Braunssweich gehalten, unter anderen einer nahmens Georg von der Reck zum Ente gewesen, welches hauss Ente in der Graffschaft Marck nicht weith von Diensslacken und Voerde belegen ist, also dass dieses Uhraltes auch Hoch Adliches Geschlechte allhie in teutschland von vielen Jahren gewesen etc. etc."
Diese Urkunde, abgedruckt in der alten Familiengeschichte S. 19, befand sich im Archiv zu Heessen und war von Diederich von der Recke um das Jahr 1637 angefertigt und von Gert 1716 vervollständigt worden. Historiker bezeichnen sie heute als Sage. Ebenso ist die Behauptung nicht mehr haltbar, der Name "Recke" leite sich ab von der Bezeichnung für Oberhäuptlinge in dem germanischen Stamm der Chamaven; weiter; daß der letzte Gemen in Camen der erste Recke gewesen sei. Archivrat Dr. Krumbholtz kommt im Urkundenbuch S. XXXVIII zu dem Ergebnis:
"Wenn nach diesen Darlegungen auch die Familie von der Recke auf die Zurückführung ihrer Stammtafel in graue Vorzeit und die Anknüpfung an alte Edelherren wird Verzicht leisten müssen, so kann sie doch stolz darauf sein, nicht nur zum alten, zum Uradel zu gehören, sondern auch darauf, daß sie alten freien Ursprungs und nicht aus niederem Stande durch Hof- und Fürstendienst emporgestiegen ist, sondern ihre angesehene Stellung innehat, solange das Licht der Geschichte sie bescheint."
Wenn Glieder der Familie in Städte wie Dortmund oder Wesel kamen, wurde ihnen eingedenk ihres dynastischen Ursprungs wie anderen fürstlichen Familien der Ehrenwein kredenzt.
Von Steinen, ein noch heute angesehener Geschichtsschreiber des 18. Jahrhunderts, schreibt in seiner Westfälischen Geschichte von 1747 S. 53 und 54: "Es sind die von der Recke von dem ältesten und ansehnlichsten Adel, die auch denselben bis zu dieser Stunde durch Tugend, Wissenschaft und Tapferkeit aufrechterhalten haben."
Es ist mir nicht gelungen, ältere Namensträger als die in der Familiengeschichte aufgeführten festzustellen. Archivrat Dr. Krumbholtz gibt als ältesten nachweisbaren Recke Bernhard 1265 an. Es folgt Diederich (auch Childerich genannt). Die nächsten dort aufgeführten sind Hermanus 1319, Adolphus 1320, Conrad 1330, Godert 1332, Adolfus 1332 und Godeke 1335.
Die Schreibweise des Namens ist wie bei vielen anderen Familien auch bei uns unterschiedlich. So finden wir van der Reke, van der Reyke und andere. Nach dem Urkundenbuch schrieb sich Diederich 1271 Reck. Das erste erbaute Haus hieß Haus Reck. Es hat sich dann die Schreibweise Recke eingebürgert.
Über den ältesten bekannten Recke, Bernhard, heißt es auf S. 14 der Familiengeschichte: "Am 6. 8. 1265 überwies der Erzbischof Engelbert zu Neuss den Bernhard von der Reke dem Grafen Diederich von Cleve zu Dienstmannsrecht, und werden seit dieser Zeit ausser in Jülich und Berg Träger dieses Namens daselbst aufgeführt." Nachkommen von ihm sind nicht bekannt.
Diederich von der Reck, Burgmann und Herr zu Carmen 1271 ist der Stammvater aller lebenden Reckes. Auch der oben erwähnte von Steinen gibt ihn in seiner westfälischen Geschichte als solchen an. Diederich heiratete des Wilkinus Dobbe Tochter. Nach dem Aussterben der Familie von Dobbe kam 1378 deren großer Besitz Heeren in Recke´schen Besitz. Die Reckes werden teilweise bis Ende des 15. Jahrhunderts Burgmänner zu Camen genannt. Nur Diederichs Enkelsohn Goddert, dessen Enkelsohn Goddert und Hermann zu Kemna werden in der Familiengeschichte als Ritter tituliert.
Dieser Goddert und sein Bruder Johann sind die Stammväter der beiden Hauptlinien.
Von Goddert 1370-1429 stammen die Häuser Heeren, Hessen, Steinfurt und Stockhausen ab. Und von Johann, gest. um 1420, die Häuser Camen, Horst, Neuenburg und Curll.
Der dritte Enkelsohn von Goddert, Hermann, erbte Kemna. Diese Linie starb 1652 im Mannesstamm aus. Sybilla Arnolda erbte als älteste von fünf Schwestern Kemna. Sie hatte Georg von Syberg geheiratet. Ein Urenkel von Hermann, Henrich, war katholischer Geistlicher; er nahm die Lehre Luthers an, war dessen Tischgenosse in Wittenberg und starb als evangelischer Pastor in Blankenstein. Es ist nicht bekannt, daß er geheiratet hätte.

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Heeren - Volmestein - Heessen - Steinfurt - Stockhausen
Der Stammvater dieser Linie Goddert erhielt bei der Teilung des Besitzes seines Vaters die Herrschaft Heeren (12 Güter). Er lebte von 1370-1429. Goddert heiratete in zweiter Ehe Neyse (Agnese) Edle von Volmestein. Diese erbte von ihrem Bruder, der der letzte seines Namens war und kinderlos starb, die große Herrschaft Volmestein. Die Volmesteins gehörten zu den ältesten Familien Westfalens; sie hatten seit Anfang des 12. Jahrhunderts als Edle Dienstmannen dem Erzbischof von Köln gedient. Godderts Söhne stammen alle aus seiner zweiten Ehe. Von ihnen erhielt:
Johann: Heeren.
Goddert: die Volmesteinschen Besitzungen.

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Linie Heeren
Johann, ein Sohn von Johann, geboren Ende des 15. Jahrhunderts, trat in den marianischen -deutschen -Ritterorden Livlands ein, wurde 1533 Komtur der Marienburg in Livland, zwei Jahre später auf die Ordensburg Fellin versetzt, und 1549 Ordensmeister. Schon seit 1541 hatte er für den alten und kranken Ordensmeister Hermann von Brüggeney die Geschäfte des Ordens geführt. Er starb 1551. Der Bischof von Kurland schreibt in seinem Kondolenzschreiben "Johann gebühre ein Muster für seine Nachfolger zu sein" Die Geschichtsschreiber nennen ihn einen gut katholischen Fürsten. Johann gelang es oft, Streit zwischen den Städten und dem Adel zu schlichten. Durch geschickte Verhandlungen bewahrte er Livland vor Kriegen mit Rußland und Dänemark, ohne auf die Rechte des Ordens zu verzichten.
Der letzte Recke aus dem Hause Heeren war Jobst. Er hatte eine Dompräbande in Münster. Sein Onkel Johann, der Ordensmeister in Livland, verschaffte ihm durch seinen Einfluß die Mehrheit im Domkapitel, so daß er 1543 zum Bischof von Dorpat gewählt wurde. Nach zehn Jahren verließ Jobst wieder Livland und kehrte nach Westfalen zurück, weil er große Schwierigkeiten bei der Verwaltung seines Bistums hatte, die in Differenzen mit den Russen und den Übertritten vieler angesehener Personen zum lutherischen Glauben beruhten, während er seinem katholischen Glauben treu blieb. Jobst hatte gehofft, Bischof von Münster zu werden, doch das Domkapitel wählte Wilhelm von Kettler. Als der Bruder von Jobst kinderlos gestorben war, legte er seine geistlichen Ämter nieder. Er wurde Besitzer von Heeren und heiratete eine ehemalige Nonne. Wahrscheinlich gehörte er bis zu seinem Tode der katholischen Kirche an. Er hatte zwei Töchter, von denen Catrin Heeren erbte. Sie war zweimal mit Bodelswings verheiratet, hatte keine Kinder und vererbte Heeren an einen Neffen Bodelswing, dessen Nachkommen noch heute dieses Gut gehört, das eines der ältesten Recke´schen Besitzungen war.

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Linie Heessen - Volmestein
Diederich ist der Stammvater des Hauses Heessen. Er erbte von seinem Vater "die Krumme-Grafschaft von Volmestein" mit den Gütern Heessen und Steinfurt und der Volmesteinschen Lehenkammer. Die Besitzer hatten "die Wege-, Zoll- und Mauthgerechtigkeit und übten das ,merum et mixtum imperium', den Bann über das Blut, über Haupt und Hand zu richten" bis 1805 unumschränkt aus. Die Lehnsrollen von 1436 weisen etwa 160 Lehen aus. Diederich starb etwa 1467. Er verteilte seinen Besitz unter seine Söhne. Gert erhielt Heessen und Diederich Steinfurt. Die Lehnskammer blieb bis 1614 ungeteilt und wurde gemeinsam verwaltet.
Gert hatte im Streit einen Gegner erstochen und mußte, um Absolution zu erlangen, nach Rom pilgern. Der Pfarrer in Heessen bekam hierauf vom Heiligen Vater ,sub anno septimo Sixti Papa IVti' (1478) die Erlaubnis, Gert zu absolvieren, der um der Buße willen noch in demselben Jahr eine Vikarie in der Kirche in Heessen gründete.
Gert, auch Herr auf Heessen, Ritter vom Heiligen Grabe (mile auratus), war ein treues Glied der katholischen Kirche und dem Bischof von Münster zugetan. Dieser, Friedrich von Wied, wurde 1527 von den Wiedertäufern mit seinem Gefolge vertrieben; unter diesen befand sich Gert. Bei einem Überfall der Bürger von Münster gerieten die Domherren und Edelleute, unter ihnen Gert, in Gefangenschaft, während der Bischof frei blieb. Die Gefangenen wurden nach Münster gebracht. Über deren Behandlung zitiert die Familiengeschichte S. 121 aus einer Osnabrücker Chronik:
"Da mußten sie täglich für ihre Augen sehen, wie man ihre Harnische und Pferde beschimpfte, wie es der Kinder Belials Art ist, die keine Obrigkeit leiden wollen. Die Münster'schen bedroheten die Gefangenen von Tag zu Tag, daß sie wollten ihre Köpfe über den Stadtmauern hängen. Das mußten die fromme Herren wohl leiden, und diesen Übermut dulden und so täglich in Lebensgefahr leben!'. Der Erzbischof von Köln ließ die Mahnung an die Stadt ergehen, die Gefangenen freizulassen, aber sie kamen erst nach acht Wochen los, nachdem ein Vergleich mit der Stadt durch Vermittlung des Landgrafen Philipp von Hessen zu Stande gekommen war."
Anna Elisabeth, geb. 1710, erbte Heessen von ihrem Bruder Johann Diederich, dem letzten dieses Hauses, der 1745 kinderlos gestorben war. Sie heiratete 1747 Franz Arnold von der Recke auf Steinfurt und brachte ihren Besitz mit in die Ehe.

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Dänische Linie
Ein anderer Sohn des Hauses Heessen, Ferdinand Leopold, geb. Heessen 16.8.1673, trat als jüngerer Sohn in kaiserlichen Kriegsdienst. Ais Obristwachtmeister hatte er einen Rechtshandel mit seinem Vorgesetzten, weil er sich beim Avancement übergangen fühlte und verließ seinen Dienst. - Bei dem dänischen Oberst-Lieutenant de Ely führte sich Ende des Jahres 1717 ein Cavalier ein unter dem Namen Diederich Adolph von der Recke Freiherr von Curll, und heiratete 1718 dessen Tochter Helene. Nach einem Jahr verließ er seine Frau und ließ nichts mehr von sich hören. Er hat nie erfahren, daß ihm am 16.8. 1719 zu Laurig in Norwegen ein Sohn geboren worden ist. Die dänische Linie sieht in ihm ihren Stammvater. Die Namensänderung läßt sich vielleicht wegen seines Ehrenhandels erklären. Seine Mutter war die letzte Recke aus dem Hause Curll. Zwei Söhne der dänischen Linie, Diederich Adolf 1755-1816 und Adolf Frederik 1820-1867 haben sich als Schriftsteller einen Namen gemacht. - Über Ferdinand Leopold ist nur noch bekannt, daß er Anfang 1729 wieder in Heessen war und dort am 28. 5. 1729 gestorben ist.

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Steinfurter Linie
Johann, gestorben etwa 1540, war ein Sohn des Begründers der Steinfurter Linie Diederich. Er trat zum evangelischen Glauben über. Seine Frau und zwei seiner Tochter haben die Schreckenszeit der Wiedertäufer in Münster dort miterlebt und persönlich unter den Drangsalen gelitten.
Ein Nachkomme von ihm, Johann, gest. 1666, geriet unter den Einfluß von Jesuiten und trat am 30. 11. 1651 in der Domkirche zu Münster öffentlich zur katholischen Kirche über.
Der letzte Recke aus dem Hause Steinfurt war Franz Arnold, geboren etwa 1710, gestorben 1762. Er heiratete 1747 Anna Elisabeth von der Recke, die als letzte des Hauses Heessen dort schon erwähnt ist. Da die Ehe kinderlos blieb, wäre nach dem geltenden Manneslehen Wilhelm Christian von der Recke auf Stockhausen der rechtmäßige Erbe gewesen, was das Urteil des Reichshofgerichtes vom 4.2. 1774 bestätigte. Das Ehepaar hatte für Steinfurt vier Neffen Landsberg eingesetzt, deren Mutter eine Recke aus Steinfurt war, und für Heessen ihren Neffen Freiherrn Fritz Joseph von Böselager, dessen Großmutter eine Recke aus Heessen war. Die Familien Landsberg und Böselager richteten sich nicht nach dem Urteil und verließen ihre Besitzungen nicht, obgleich den Söhnen des Wilhelm Christian von der Recke auf Stockhausen, der inzwischen gestorben war, in allen Instanzen das Recht auf diese Besitzungen zuerkannt wurde. Eine von König Friedrich Wilhelm III. eingesetzte Immediat - Kommission ste11te fest: ". ..dass diese Sache auf eine sehr ungewöhnliche und partheiische Art, zum größten Nachtheile des Freiherrn v. d. R. so viele Jahre hingehalten worden, ohne daß diesen die Schuld beigemessen werden könne." Nun wurde der jüngste Bruder Recke, Philip, der von seinen Brüdern dazu bevollmächtigt worden war, am 3. April 1806 in die Herrlichkeit Drensteinfurt und am 8. April in die Herrlichkeit Heessen mit allen Dependancen, soweit sie Lehen waren, eingeführt. Philipp übernahm die Verwaltung des Besitzes.
Nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges 1806/7 wurden die Franzosen die Herren von Westfalen. Die katholischen Landsberg und Böselager erreichten eine Sequestion dieser Reckeschen Güter. Das angerufene französische Tribunal fällte dasselbe Urteil wie das Reichshofgericht. Napoleon aber hat durch ein Dekret vom 8. April 1808 die Familie ihrer Lehenskammer beraubt. Hinzu kam, daß die Brüder Recke gut evangelisch waren und zwei als Minister und Kammerherr dem König von Preußen dienten. Den Brüdern wurde 1810 ein Vergleich diktiert, den sie wegen der ihnen hoffnungslos erscheinenden Lage Preußens annahmen. Für einhundertsechzehntausend Taler mußten sie auf das Erbe ihrer Väter verzichten. Auf S.199 der Familiengeschichte heißt es:
"Als nach Vertreibung des Erbfeindes die preußische Gesetzgebung noch das von Napoleon den früheren Lehnsherren vorbehaltene Heimfallsrecht gegen einen kaum nennenswerthen Allodificationszins aufhob, da erschien der Überrest der Volmestein'schen Lehenkammer zu unbedeutend, um ferner als Familien-Besitzthum gelten zu können. Nachdem (der älteste Bruder Recke) Wilhelm seinen Antheil schon 1825 seinem Bruder Philip geschenkt hatte, verkauften beider Neffen, die Söhne Eberhards und Friedrich Leopold 1827 ihre Antheile an der Lehenkammer, sowohl an den heimgefallenen Gütern, wie an den noch bestehenden lehnsherrlichen Rechten ihrem Onkel Philip, der somit die Rudera des einst so reichen Volmestein'schen Erbes in seiner Hand vereinte."

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Stockhäuser Linie
Der Begründer der Stockhäuser Linie, Diederich, ist ein jüngerer Sohn aus Steinfurt. 1620 heiratete er Anna Margarete, die Erbin von Stockhausen, da ihr Bruder jung gestorben war. Stockhausen ist ein sehr alter Westrup'scher Besitz; es liegt im damaligen Bistum Minden. Die Mutter von Anna Margarete, Anna von Wendt, hatte eine Recke aus Heessen in ihrer Ahnentafel. Seitdem ist Stockhausen in Reckeschem Besitz.
Wilhelm Christian, geb. Lübbecke 7. 11. 1707, gest. Stockhausen 23. 9. 1764, ist der Ahnherr aller heute lebenden Mitglieder der Stockhäuser Linie. Er hatte fünf Söhne, von denen drei Stammväter der heutigen Häuser wurden. Es waren
a) Eberhard, der Ahnherr der Stockhäuser Linie,
b) Friederich, der Ahnherr der Mansfelder Linie,
c) Philip, der Ahnherr der gräflichen Linie.
Eberhard, geb. Stockhausen 15.12. 1744, gest. Merseburg 20.3.1816; Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, Dr. jur. h. c. Nach dem Studium der Jurisprudenz wurde er Regierungspräsident, zuerst in Minden und dann in Cleve. In Minden hatte er ein Schullehrerseminar gegründet. Am 30. 12. 1784 wurde er von König Friedrich dem Großen zum Justizminister ernannt. Das Justizministerium war damals ein Kollegium, in welchem Eberhard besonders als Lehns- und Kriminalminister, als Minister für Schlesien, als dirigierender Justizminister und als Präsident des Ober-Tribunals fungierte. Nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges 1806/7 wurde er in den Ruhestand versetzt. Im Namen des Königs empfing er 1815 die Huldigung aller Provinzen zwischen Rhein und Weser in Münster. Nach der Schlacht bei Leipzig und der Gefangennahme des Königs von Sachsen, verwaltete er als Civil- Gouverneur das Königreich Sachsen bis zum Schluß des Wiener Kongresses.
Er war verheiratet mit Lisette Freiin von Vincke. Sie war mit der Königin Luise von Preußen befreundet. In ihrem Haus in Berlin verkehrten der Kronprinz Friedrich Wilhelm und die Prinzen Wilhelm und Cal von Preußen. Nach dem Kauf von Obernfelde 1818 zog sie in das nach Plänen des bekannten Architekten Schinkel erbaute Ministerhaus.
Eberhard hatte einen Sohn, Carl, geb. Berlin 21. 5. 1794, gest. Obernfelde 18. 11. 1873. Carl nahm bei Ausbruch des Krieges 1870 verwundete Soldaten in sein Haus, die von seinen Töchtern gepflegt wurden. Diese wurden schon in jungen Jahren von ihren Eltern angewiesen, Alte und Kranke zu besuchen und ihnen zu helfen. Vor allem die Älteste, Caroline, erkannte bald die große Not, die unter diesen herrschte, da es damals noch keine geregelte Versorgung für sie gab. Mit ihrer jüngeren Schwester Louise beschloß sie, diesen zu helfen und sie gründeten 1856 das Obernfelder Pflegehaus. Sie lebten deswegen sehr einfach, verzichteten z. B. zusammen mit ihren Eltern auf Zucker in den Kaffee und verkauften Handarbeiten zum Besten des Heims, die sie selbst oder Verwandte und Bekannte anfertigten. Die Eltern unterstützten die Pläne der Töchter. Der Vater stellte ein Grundstuck zur Verfügung und beteiligte sich mit dem Erlös einer gefällten Pappelallee am Bau des Hauses. Er bestimmte auch, daß das Gut Obernfelde für gestorbene Insassen des Pflegehauses einen Leichenwagen mit vier Pferden stellen sollte, damit es nicht wie eine "Arme-Leute-Beerdigung" aussehen sollte. Caroline und ihre Schwester haben täglich das Pflegehaus besucht und aus eigenen Mitteln das Fortbestehen des Hauses ermöglicht.
Caroline stand mit den Begründern der Ravensberger Erweckungsbewegung in enger Beziehung. Sie war eine starke, ausgeprägte christliche Persönlichkeit und sie scheute nicht vor einer Auseinandersetzung, vor allem in geistlichen Dingen.
Carls Söhne Wilhelm, Hermann und Ernst wurden die Stammväter der Häuser A, B und C.

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Linie Mansfeld
Karl Friedrich, der zweite Sohn von Wilhelm Christian, geb. 2.9.1746, gest. Berlin 13. 7. 1810, war königlich preußischer Kammerherr, Maitre des plaisirs und directeur des spectacles. Als Napoleon im Tilsiter Frieden Preußen die unerschwingliche Kontribution auferlegte, da sandte er sein sämtliches Silbergeschirr im Werte von 58000 Thlr. in die königliche Münze. Sein Enkelsohn Adolf ist der Stammvater des Hauses D.

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Gräfliche Linie
Philip, der dritte Sohn von Wilhelm Christian, geb. 17.8.1751, starb in Düsselthal am 15.3.1840. In dem Bericht über den Erbstreit wegen der Volmestein'schen Lehenkammer wurde er schon erwähnt. Von Jugend an bis zu seinem hohen Alter hat sich Philip um die Hebung des Bildungsstandes der Arbeiterkinder bemüht. Er gründete ein Lehrerseminar, das während der Franzosenzeit wieder einging. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erhob ihn in erblichen Grafenstand am 20.6. 1817 unter dem Namen Graf von der Recke von Volmerstein. 1833 teilte Philip seine Güter unter seine Söhne. Es erhielten:
a) Gotthard: das Rittergut Overdyk mit Pertinenzen,
b) Adelbert: Werdringen mit dem Sporbecker Zehnten und dessen Pertinenzen Mallinckrodt mit 12 Bauerngütern,
c) Ottomar: Mallinckrodt mit 12 Bauerngütern,
d) Werner: Obernhof und Renten.
Über diese vier Brüder ist zu berichten:
a) Gotthard, geb. 26. 8. 1785, gest. Berlin 23. 10. 1857.
Am französischen Krieg von 1806/7 nahm er im Leib-Husaren-Regiment teil, geriet mit dem Blücherschen Corps in Gefangenschaft, mußte gegen seinen Willen in das großherzoglich Berg'sche Lancier-Regiment eintreten, an den Kriegen Napoleons gegen Spanien, Österreich und Rußland teilnehmen. Obgleich krank, gelang es ihm, unterstützt von einem treuen Diener, sich in die Heimat durchzuschlagen. In Marienburg sammelte er als ältester Offizier seiner Division 130 Lanciers, den Rest der einst stolzen Bergischen Kavallerie. Dies war der Stamm des später in Westfalen aufgestellten 11. Husarenregimentes, mit dem er an den Befreiungskriegen teilnahm. Als Major nahm er seinen Abschied und zog nach Overdyk.
Durch eine Häufung mancher Unglücksfalle verlor er in seinen letzten Lebensjahren sein ganzes Vermögen. Sein Sohn Friedrich Casimir ist der Stammvater des Hauses E.
b) Adelbert, geb. Overdyk 28.5. 1791, gest. Kraschnitz 10. 11.1878.
Er war der Gründer der Anstalten Düsselthal und Kraschnitz. Düsselthal gehört zu den ältesten Anstalten der Inneren Mission. Die Not der nach den Befreiungskriegen herumtreibenden elternlosen Kinder und Jugendlichen veranlaßten ihn dazu. In ein seinem Vater gehörendes Haus zog er am 19. 11. 1819 mit drei Kindern ein. Nach einem Jahr waren schon 44 Kinder in seinem Haus. Da die Räume bald zu klein wurden, kaufte Adelbert das frühere Kloster Düsselthal und 120 Hektar Land dazu. Am 22. 6. 1822 siedelte er dorthin über. Hier konnten sich seine Schutzbefohlenen nützlich betätigen, und das Land lieferte Früchte für den großen Haushalt. Man muß bedenken, daß damals Staat und Gemeinden nichts oder sehr wenig für solche Einrichtungen und seine Insassen zahlten. Die Unterhaltungskosten wurden daher von freiwilligen Gaben und Privateinnahmen von Adelbert bestritten. In seiner Tätigkeit halfen ihm vor allem seine Frau, seine Schwester Ida und sein Bruder Werner. Neben der Schule mußten die Kinder in Haus und Garten helfen; trotzdem wurde für Freizeit und Erholung gesorgt. In Werkstätten wie Schlosserei, Tischlerei usw. konnten sie nach der Schulzeit einen Beruf erlernen.
Die Erziehung erfolgte in kleinen Gruppen nach modernen, von Adelbert entwickelten Grundsätzen, die noch nach Jahrzehnten von vielen anderen ähnlichen Einrichtungen übernommen wurden. 1847 legte Adelbert nach 28jahriger rastloser Tätigkeit die Leitung seiner Anstalt in die Hände eines von ihm gewählten Vorstandes. Bis dahin waren über 1500 Kinder in seinem Heim gewesen, die dem Elend entrissen und der menschlichen Gesellschaft als mehr oder weniger nützliche Glieder wiedergegeben waren. Dieses Werk besteht heute noch.
Adelbert verkaufte Overdyk an seinen Bruder Ottomar und zog nach Schlesien auf das von ihm gekaufte Gut Kraschnitz im Kreise Militsch. 1860 begann er dort mit dem Bau des Samariter-Orden-Stiftes, das wegen mangelnder Mittel erst 1862 vollendet wurde. In den Kraschnitzer Anstalten wurde nach denselben Grundsatzen wie in Düsselthal gearbeitet.
Pastor Vömel, bis etwa 1955 Leiter der Düsselthaler Anstalten, schreibt über ihn :
"Graf von der Recke hat die Initialzündungen für die verschiedensten, erst in diesem Jahrhundert sich entfaltenden Bewegungen in Kirche und Innerer Mission gegeben. Auf dem Gebiet der Rettung und Erziehung der gefährdeten und verwahrlosten Kinder und Jugendlichen blieb sein Werk wegweisend. Bei dem ganzen Reichtum dieses Lebens war er doch immer der demütige und für seine Unzulänglichkeiten einsichtige Christ. Er sagt es selbst einmal so: ,So rege mein Ernst und so innig mein Verlangen war, Gott in diesem Werk zu dienen, so muß ich doch mit Beugung bekennen, daß es mir nicht immer glückte, das gewünschte Ziel zu erreichen. Aber ich will ihm bis zum letzten Hauche meines Lebens in seinen armen Gliedern dienen und so zur Verherrlichung seines allerheiligsten Namens auf Erden beitragen."
Von den Söhnen von Adelbert sind Ariel und Leopold die Stammväter der Häuser F und G.
Sein Sohn Constantin war einer der Herausgeber der alten Familiengeschichte. Er lebte in Breslau-Kleinburg und war Schlesischer Generallandschaftsrepräsentant und Vorsitzender des Repräsentanten - Kollegiums der Bergwerksgesellschaft Georg von Giesche's Erben. Sein einziger Sohn starb als Kind.
Ein weiterer Sohn von Adelbert, Siegfried fiel als Kompaniechef im französischen Krieg am 18. 8. 1870 in der Schlacht von St. Privat im 3. Gardegrenadierregiment Königin Elisabeth.
Von den Töchtern Adelberts hatte Selma im französischen Krieg einem Evacuationslazareth in Epernay vorgestanden. Sie war Diakonisse im Samariter-Ordens- Stift in Kraschnitz und wurde Oberin des Mutterhauses.
Adelberts jüngste Tochter Elisabeth führte ihrem Bruder Leopold nach dem Tod seiner Frau den Haushalt und stand ihm bei der Erziehung seiner Kinder zur Seite. Sie gründete den ersten Jungfrauen-Verein in Schlesien und war Mitglied des Provinzial- und Landesvorstandes des evangelischen Jungfrauen-Verbandes.
c) Ottomar, geb. Overdyk 6.6.1793, gest. Teplitz 9. 9. 1859.
Zu dem von seinem Vater geerbten Mallinckrodt kaufte er noch Berge und Münsterhausen und von seinem Bruder Adelbert Werdringen. Seine Söhne Friedrich-Wilhelm und Adolph wurden die Stammvater der Hauser H und I.
d) Werner, geb. Overdyk 12. 5. 1795, gest. Brucksteine 2. 7. 1893.
Er war der treueste Mitarbeiter seines Bruders Adelbert bei der Verwaltung der Anstalten in Overdyk und Düsselthal. Seit 1844 lebte er in Louisdorf, Kreis Strehlen/ Schlesien, verkaufte dies 1891 und zog auf das erworbene Gut Brucksteine, Kreis Münsterberg. Bis in sein höchstes Lebensalter behielt er seine geistige und körperliche Frische.
Werner war als Kind kränklich gewesen und infolge einer Augenentzündung fast 17 Jahre blind. Da ärztliche Kunst nichts half, suchte er einen alten, frommen Zimmermann auf, der ihm eine Salbe auf den Schädel rieb. Er war nach ganz kurzer Zeit völlig geheilt.
Als Werner die schlechte ärztliche Versorgung auf dem Lande sah, versuchte er seine homöopathischen Kenntnisse zu verwerten. Glückliche Erfolge ermutigten ihn und er wurde bald ein begehrter Helfer. Vor allem bei Augenkrankheiten hatte er große Erfolge. Manchen Sonntag hatte er 30 bis 40 Patienten. Die Medizin stellte er selber her. Bei der Eröffnung eines Familientages begrüßte er seine Vettern mit den Versen:
"Auf Ihr Recken, meine Brüder, schlaget alle mutig ein! Wir sind eines Leibes Glieder, laßt uns eins in Christo sein!
Laßt uns ritterlich bekämpfen, alles Böse in der Welt, und im eignen Herzen dämpfen, was dem Heiland nicht gefallt.
Laßt das Kleinod uns erringen, das die Überwinder krönt, alles dem zum Opfer bringen, der uns hat mit Gott versöhnt."
Zu vielen Anlassen verfaßte er kleine Gedichte. Sein einziger Sohn Hilmar hatte keine Kinder. Aber seine Tochter Caroline heiratete Adolf Graf von der Recke von Volmerstein.

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Camen - Horst - Neuenburg - Curll
Der Stammvater dieser Linie ist Johann, er starb etwa 1420. Bei der Teilung des Besitzes seines Vaters erhielt er die Recke-Burg in Camen und große Besitzungen in der Pelkumer Heide. Hier baute er sich ein großes Schloß, das spätere Haus Reck. Von seinen Urenkeln sind vier Brüder zu erwähnen:
a) Diederich zu Reck,
b) Matthias zu Neuenburg,
c) Jobst zu Curll,
d) Henrich
Henrich hielt sich in seiner Jugend lange in Rom auf und erhielt den Lizentiatengrad. Im Dienste der Kirche wurde er Probst. Da er keine Berufung zum geistlichen Stand fühlte, legte er seine Ämter nieder und trat in den Dienst des Herzogs Wilhelm von der Mark. Da dieser die letzten 30 Jahre seines Lebens an Schwermut litt, ernannte er Henrich zum Landhofmeister, so daß dieser das Land regierte. Henrich starb etwa 1579. Er hatte keine Kinder.

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Linie Haus Reck
Diederich, geb. 1493, gest. 21. 8. 1585, war Marschall der Mark. Zusammen mit seinem Bruder Henrich gehörte er zu einer Kommission "für die Reinigung der katholischen Lehre." 1567 trat Herzog Wilhelm der Mark zur lutherischen Kirche über und mit ihm die Brüder Recke. Diederich förderte nun den Protestantismus. Er hatte zwei Söhne.
a) Diederich auf Haus Reck,
b) Johann zu Camen und Horst.
Johann , ein Sohn Diederichs (§ 541), gestorben 11.12.1647, hat viele Jahre im Dienste des Kaisers gestanden und mußte in Staatsangelegenheiten häufig Reisen unternehmen und Verhandlungen führen. Wegen seiner glänzenden Anlagen, Kenntnisse und Verdienste ernannte ihn der Kaiser am 3.5.1621 zum "Pfalz- und Hoffgraven" und am 15. 11. 1637 zum Reichshofratsprasidenten.
Diederich, ein Sohn dieser Linie, geb. 9.7.1725, gest. 17.12.1789, war Besitzer der Herrlichkeit Reck und Landrat des Kreises Hamm. Wahrend des Siebenjährigen Krieges hatte dieser Kreis schwer zu leiden unter der feindlichen Besetzung durch Franzosen, Hessen und Hannoveranern. Als 1758 eine neue Kontribution von 23732 Livres aufgebracht werden sollte. erklärte Diederich seinen Kreis für insolvent. Er wurde daraufhin als Geisel zuerst nach Wesel und später nach Frankreich gebracht. Erst 1760 konnte er auf seinen Besitz zurückkehren.
Jetzt erfuhr er, daß er inzwischen von dem Ritter-Gericht des Niederrheinischen Kantons verurteilt sei, ein Viertel der im Kreise Travern gelegenen reichsfreien Vogtei Travern, welche zu dem Recke'schen Fideikommiß gehörte, herauszugeben. Diederich wandte sich gegen das Urteil und die Angelegenheit kam vor das Reichskammergericht in Wetzlar. Die Zeitumstände bewirkten schließlich seinen Vermögensruin und er Verlor im Konkurs seine Besitzung. Er hatte keinen Sohn. Seine Tochter Louise (§ 569) heiratete Philip Graf von der Recke von Volmestein (§ 423).
Einen Teil der Herrschaft Recke hatte Gisbert, ein Bruder von Diederich, erworben. Auch er hatte nur eine Tochter, die mit Freiherr Senfft von Pilsach verheiratet war. So kam dieser alte Reckesche Besitz in diese Familie.

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Linie Camen und von der Horst
Johann zu Camen ist der Ahnherr der Linie von der Recke von der Horst; er wurde 1546 geboren und starb 1609.
Sein Sohn Diederich, gestorben 1625, erbte zusammen mit seiner Frau Sybille geb. von Loe Schloß und Herrlichkeit Horst im Vest Recklinghausen.
Beider Sohn, Johann Bertram, gestorben 19.9. 1677, erteilte Kaiser Leopold am 9. 4. 1677 ein Diplom als Reichsfreiherr. Seitdem fuhren seine Nachkommen den Namen Reichsfreiherr von der Recke von der Horst.
Von den Söhnen von Johann Bertram sind zu erwähnen:
a) Hermann Diederich auf Horst,
b) Johann Adolf
Hermann Diederich, geb. 9. 3. 1640, gest. 16. 6. 1726, war Herr zu Horst und Heydemühlen. Er hat Horst verkauft und dafür Heydemühlen, einen weitläufigen Rittersitz an der Lippe, gekauft.
In der Familiengeschichte steht, daß diese Linie im Anfang des 19. Jahrhunderts im Mannesstamm erloschen sei. Hermann Diederichs Enkelsohn, Diederich, gest. 1796, hatte Söhne, von denen nichts bekannt ist. Es ist nicht auszuschließen, daß männliche Nachkommen von ihm noch leben.
Ein weiterer Enkelsohn war F e r d i n a n d Friedrich Albert auf Siegburg, geb. 1722, verheiratet mit Maria Theresia von Falck. Er hatte nach dem Gothaischen Genealogischen Taschenbuch folgende Nachkommen:
T h e o d o r Heinrich Wilhelm Anton, geb. 3. 5. 1774, gest. Glatz 1833. Er war Bürgermeister von Glatz/Schlesien und verheiratet seit 8. 10. 1806 mit Anna Maria Augustina Pelke aus Glatz. Aus dieser Ehe stammen folgende Kinder:
a) Maria A u g u st i n a Ursula, gest. 30.10. 1838,
b) Leopold. Er ist der Stammvater des Hauses K,
c) E m i l i e Charlotte Henriette Adelaide, geb. Bad Reinerz/Schlesien 20. 9. 1811,
d) Wilhelmine A l b e r t i n e Caroline, geb. Bad Reinerz/Schlesien 15.1.1814.
Über die Nachkommen von Johann Adolf ist zu berichten, daß sein Urenkel Friedrich Gustav Theologie studierte und Generalsuperintendent von Schaumburg-Lippe wurde. Er hat sich schriftstellerisch betätigt und u. a. geschrieben: "Über die Verbesserung der Landschulen, ein freimütiges Wort.'. Sein Sohn August Ludwig ist der Stammvater des Hauses L.

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Kurländer Linie (Neuenburg)
Thies (Matthias) wurde Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Schloß zu Heiden in Westfalen geboren. 1525 zog er nach Livland und trat in den deutschen Orden ein. 1551 wurde Thies Comtur von Doblen. 1561 löste sich der Orden unter seinem Ordens-Meister Gotthard von Kettler auf und die Ritter schworen dem König von Polen den immediaten Huldigungseid. Kettler wurde Herzog von Kurland. Thies war neben Kettler der mächtigste Mann des Landes. Er erhielt Doblen mit allen Gütern, zu denen auch Neuenburg gehörte, als erbliches Lehen der polnischen Krone. In der kurländischen Lehensurkunde wird auch Kettler mit Doblen belehnt und die Sonderstellung, welche Thies für sich beanspruchte, mit keiner Silbe erwähnt. Er hatte dem König gehuldigt, den Herzog wollte er nicht als Oberherrn anerkennen und verweigerte jede weitere Huldigung. Es entstand ein langer Streit zwischen Thies und Kettler, in dessen Verlauf Kettler Thies heimtückisch überfiel und mit Frau und Kind gefangen nahm. Damit die Burg Doblen nicht zerstört wurde und dabei viele alte Waffengefährten und treue Diener den Tod fanden, willigte Thies 1576 in einen Vergleich ein, indem er auf Doblen verzichtete und Schloß und Herrschaft Neuenburg erhielt. Er blieb freier Untertan des Königs von Polen und hat nie Kettler den Huldigungseid geleistet. Die Herrschaft Neuenburg war damals 19 Quadratmeilen groß und ist bis 1919 im Besitz der Familie geblieben. Er starb 1580.
Thies hatte 1564 Sophia von Fircks geheiratet, die damals 22 Jahre alt war. Er hatte vier Kinder mit ihr. Über den jüngsten Sohn Diederich wird bei der Linie Haaren-Uentrop berichtet.
Der älteste Sohn von Thies, Matthias, geb. 1565, gest. 1638, wurde in Westfalen erzogen und reiste erst 1592 nach Kurland. Er war zeitweise auch Offizier des Kurfürsten von Brandenburg. Von 1617-1638 war er Landhofmeister und damit erster Minister des kurländischen Herzogs.
Von den Söhnen von Matthias sind zu erwähnen:
a) Friedrich Johann zu Blieden,
b) Matthias Diederich zu Neuenburg.
a) Friedrich Johann (geb. 1606, gest. 1671) erbte die Güter Blieden und Sturhof. Wie sein Vater war er Landhofmeister 1649 bis 1671.
Seine Urenkelin Anna Dorothea (geb. 1693, gest. 1767) war die letzte der Linie Blieden und dadurch Erbin. Sie heiratete Georg von der Recke zu Neuenburg und so blieb Blieden im Besitz der Reckeschen Familie.
b) Matthias Diederich erbte die Herrschaft Neuenburg. Er fiel 1652 als Oberst im Krieg zwischen Rußland und Polen.
Sein Urenkel George (geb.1692, gest. 1760) war Erbherr von Neuenburg und Blieden. Von 1727-1760 war er Oberhauptmann in Mitau und somit verantwortlich für die Verwaltung und Gericht in seinem Bezirk.
Er hatte zwei Söhne, die zu erwähnen sind:
a) Diederich Casimir zu Neuenburg,
b) Jakob Ernst zu Orschen.
Diederich Casimir (geb. 1713, gest. 1765) hatte seinen Sohn Magnus (geb. 1739, gest. 1795) zum Erben von Neuenburg eingesetzt. 1771 heiratete er Elisa Reichsgräfin von Medem, die als Dichterin berühmt geworden ist. Ein verwandter Zeitgenosse schilderte Magnus als einen ernsten, etwas rauhen Charakter. Elisas Entschluß zu heiraten war teilweise aus dem Grunde erfolgt, um aus den gespannten Verhältnissen des väterlichen Hauses herauszukommen - sie hatte die zweite Stiefmutter. Elisa fand mit ihrem empfindsamen, schwärmerischen, unpraktischen Wesen in der monotonen Stille des Landlebens, im Umgange mit einem Mann, der ihr zart besaitetes Herz nicht verstand, keinen Seelenaustausch, keine Nahrung für ihre Gefühle. Ein Kindchen starb bald wieder. So ist es verständlich, daß die Ehe unglücklich war und geschieden wurde. Das Ehepaar hat bis zu seinem Tode noch zusammen korrespondiert.
Da Magnus keine Kinder hatte, erbte von ihm sein Bruder Christopher (geb. 1758, gest. 1844) Neuenburg. Christopher hat 1836 sein Besitztum geteilt. Es erhielten:
1) Matthias: Kapitalien und kaufte die Güter Schlockenbeck, Durben und Sehmen, 2) Friedrich: Schmucken, 3) Otto: die Güter Annenhof, Peterhof und Elisenhof, 4) der jüngste Sohn August (§ 690) die Herrschaft Neuenburg mit den Gütern Neuhof, Dorotheenhof, Georgenhof, Planeck und Marienhof.
1) Matthias (geb. 1791, gest. 1869) hatte in Heidelberg Jurisprudenz studiert, danach mehrere Jahre den väterlichen Güterkomplex verwaltet, bevor er die Herrschaft Schlockenbeck mit den Gütern Durben und Sehmen erwarb. Er stiftete das Fideikommiß Schlockenbeck für seinen jüngsten Sohn Ludwig. Von 1817-1820 war er Kreismarschall in Doblen-Mitau und einige Jahre Oberkirchenvorsteher.
Drei Söhne von ihm werden aufgeführt als Begründer von Häusern:
a) Carl auf Plausgnade Haus M,
b) Wilhelm auf Weiß Plonjan Haus N,
c) Ludwig auf Durben und Schlockenbeck Haus 0.
2) Friedrich (geb. 1794, gest. 1859) hatte bei der russischen Garde gedient, in Heidelberg studiert und 1814 bei den russischen Gardekürassieren am Krieg gegen Frankreich teilgenommen. Bei der Teilung von Neuenburg hatte er Schmucken bekommen und Sallenen und Jamaiken gekauft. Sallenen verkaufte er wieder.
Auch von drei Söhnen von ihm wird als Begründer von Häusern berichtet: a) Gustav auf Schmucken Haus P,
b) Georg auf Berghof Haus Q,
c) Otto auf Jamaiken Haus R.
3) Otto (geb. 1805, gest. 1853) ging nach Montpellier und später nach Paris, um Außenhandels-Kaufmann zu lernen. Nach der Erbteilung, wobei ihm die Guter Annenhof, Elisenhof und Peterhof zugefallen waren, hatte er diese bewirtschaftet. Er hatte zwei Söhne, die Stammhalter von Häusern wurden:
a) Wilhelm auf den väterlichen Besitzungen Haus S,
b) Alexander auf Pobuschen Haus T.
4) August (geb. 1807, gest. 1861 ) erbte Neuenburg mit Georgenhof, Neuhof, Dorotheenhof, Paueneck und Marienhof. Er kaufte noch das Gut Ohseln hinzu. Von 1842-1845 war August Kreismarschall von Tuckum. Er hat das Fideikommiß Neuenburg gestiftet.
Über die Nachkommen seiner drei Sohne wird berichtet:
a) Christoph auf Neuenburg Haus U,
b) Eduard auf Ohseln Haus V,
c) Ernst auf Aistern Haus W.
Die Reckesche Familie gehörte zu den ältesten und angesehensten Familien Kurlands. 1912 hatten Familienmitglieder acht Besitzungen mit zusammen 25461 Hektar. Nach der Enteignung 1919 blieben ihnen kleine Restgüter. 1939 wurden alle Deutschen aus Kurland ausgesiedelt. Die Besitzer von Gütern erhielten Besitzungen im Warthegau. Diese gingen durch den Ausgang des Zweiten Weltkrieges verloren.

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Linie Orschen
Jakob Ernst, ein jüngerer Sohn aus Neuenburg, geb. 1721, gef. 1758, trat in das preußische Heer ein und fiel als Oberstleutnant in der Schlacht von Zorndorf. Für sein empfangenes Erbteil aus Neuenburg kaufte er von seinem Schwiegervater das Gut Orschen im Amt Preußisch-Eylau, das seine Frau nach seinem Tod wieder verkaufte. Sein Urenkel Ferdinand ist der Stammvater des Hauses X.

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Linie Curll
Jobst, gest.1591, war der Begründer der Linie zu Curll. Seinem Vater hatte der Herzog Johann von Cleve das Dorf und Schloß Curll als erbliches Lehen gegeben. Jobst hatte es von seinem Vater geerbt. Als letzte Recke aus dem Hause Curll erbte die Urenkelin von Jobst, Clara Margareta Eugenia), gest. 1713, Curll. Sie war verheiratet mit Bernd Diederich von der Recke auf Heessen.
Die Linie Curll wird nur erwähnt, weil ein Enkelsohn von Jobst, Diederich Adolph, geb. 1601, gest. 1661, Fürstbischof von Paderborn war. Diederich Adolph wurde im Jesuitenseminar in Fulda erzogen, weil sein streng katholischer Vater ihn dem Einfluß der immer größere Verbreitung findenden evangelischen Lehre entziehen wollte. Er studierte dann in Mainz und verließ die Universität als Doctor utriusque juris. Diederich Adolph erhielt später eine Dompräbande zu Paderborn, widmete sich dem geistlichen Stand und wurde schon im vierzigsten Lebensjahr Präpositus oder Domprobst an der Kathedrale in Paderborn. Er war einer der beiden Paderborner Gesandten, die zu den Friedensunterhandlungen nach Münster und Osnabrück geschickt wurden, und hat die Friedensakte mit unterzeichnet. Durch sein diplomatisches Geschick wurde die Integrität und Selbständigkeit des Bistums Paderborn anerkannt und garantiert, wahrend die meisten westfälischen Bistümer aufgehoben oder durch territoriale Abtretungen verkleinert wurden. Am 1. 10. 1651 wurde Diederich Adolph in den Dom von Paderborn eingeführt und zum Fürstbischof geweiht.
Sein Bistum war durch den Dreißigjährigen Krieg ganz verwüstet. Ruinen standen anstelle einst blühender Dörfer, die männliche Jugend war verwildert. Diederich Adolph beseitigte die Schäden, indem er Gottesfurcht und Ruhe der Bevölkerung predigte. Dem Land gab er seine Arbeitskraft wieder, stellte überall wieder Ordnung her und nahm sich ernstlich der Erziehung der Jugend an. Vor allem gelang es ihm, Ordnung in die zerrütteten Finanzen zu bringen. Der Hebung der Landwirtschaft galt sein besonderes Bemühen. Um der Bevö1kerung Arbeitsmöglichkeiten zu geben, ließ er zerstörte Burgen und Sch1össer wieder aufbauen, z. B. seine Residenz Neuhaus und verschiedene Klöster. Nachdem Fleckfieber in seinem Bistum zahllose Menschen dahingerafft hatte, zeigten sich bei vielen Wiedergenesenen Geistesstörungen. Der Fürstbischof ließ diese armen Irren sammeln, in Heime bringen und dort von kundigen Ärzten behandeln. Er war auch ein Förderer der Wissenschaften und gründete in Paderborn eine Universität, die sich bald großer Beliebtheit erfreute. Zur Bildung der weiblichen Jugend ließ er Nonnen aus Paris kommen. Bei Streitigkeiten griff er durch und ließ sich sein Recht nicht nehmen. Um seinem Land den Frieden zu erhalten, trat er 1652 der Defensivalliance bei, welche die Schweden mit seinen Nachbarn, den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und dem Landgraf von Hessen, geschlossen hatten.
Nach seinem Tod wurde Diederich Adolph im Dom zu Paderborn beigesetzt. Sein Nachfolger Ferdinand von Fürstenberg errichtete an der nördlichen Turmseite ein prächtiges Marmordenkmal. Seine Zeitgenossen gaben ihm das Zeugnis eines gottesfürchtigen, gelehrten und weltklugen Mannes. Er soll ein so außerordentliches Gedächtnis besessen haben, daß er gleichzeitig vier verschiedenen Schreibern vier verschiedene Abhandlungen in die Feder zu diktieren vermochte.

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Haus Haaren - Uentrop
Die Uentroper Linie muß besonders betrachtet werden. Ein Urenkel des Stammvaters Diederich, Hermann, war Burgmann zu Unna, gest. 1422. Sein Sohn Alef bekam Haaren von seinem Oheim Heinrich Wulff im Jahre 1427. Haaren ist ein sehr altes Schloß an der Lippe östlich von Hamm. Alefs Sohn Goddert hat wahrscheinlich Uentrop 1430 gekauft. Uentrop liegt etwa 8 km östlich von Hamm an der Lippe. Da er keinen Sohn hatte, erbte Haaren und Uentrop sein Neffe Johan. Johans Enkelsohn Evert verkaufte Uentrop an Thies von der Recke auf Neuenburg. Erbin von Haaren wurde Alexandra, eine Tochter von Evert. Sie hatte 1580 Wennemar von Torck geheiratet. Deren Enkelin Sophia Walpurga erbte Haaren und heiratete Wilm Diederich von der Recke, einen Enkelsohn von Thies, der Besitzer von Uentrop war. Sophia Walpurga starb kinderlos und Wilm Diederich heiratete in zweiter Ehe Elisabeth von der Recke a. d. H. Steinfurt. Seitdem ist Uentrop immer vom Vater auf den Sohn vererbt worden. Es ist der älteste Reckesche Familienbesitz und zählt gleichzeitig zu den ältesten westfälischen Familiengütern.
Die Söhne von Wilm Diederich, Diederich und Johan erhob am 9. 8. 1677 Kaiser Leopold I. in den Reichsfreiherrenstand.
Conrad, ein Bruder Wilm Diederichs, bekam als Abfindung aus Uentrop das Gut Haaren. Die Urenkelin von Conrad. Engel Lovisa, erbte Haaren, da ihr Bruder keine Kinder hatte. Sie heiratete Friedrich- Heinrich, einen Enkelsohn von Wilm Diederich. So waren diese beiden Guter wieder in einer Hand vereinigt. Beider Urenkel Wilhelm teilte seinen Besitz in seine zwei Söhne. Ferdinand ist der Stammvater des Hauses Uentrop (Y) und sein Bruder Conrad (§ 833) erbte Haaren, von dem es seine einzige Tochter Elisabeth bekam. Sie heiratete Friedrich Graf von Westarp.